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Freitag, 13. Februar 2009

Freitag der 13.: Nekroski Ticinese

Die ganze Welt war geschockt, als im letzten Winter die Meldung durch Ticker lief, dass die Bergbahnen in Bosco Gurin und Cari Konkurs anmelden und den Betrieb per sofort einstellen müssten. Der Horrormeldung folgten Widersprüche und Widersprüchliches und zum Schluss ein Rückzug der Konkursmeldung und die Festsetzung der Nachlassstundung bis zum 13.2.2009 - also bis heute (mehr dazu unter http://www.grischconsulta.ch/media/313.pdf).

Bosco Gurin bedeutet im Altwalserdeutsch: Dorf unter dem Schnee)

Es hat deshalb schon was Nekrophiles, an einem Tag die drei dem Tod geweihten Skigebiete zu besuchen. Sollten da Perlen auf dem Altar ökonomischer Grundsätze basierend auf pessimistischen Schneeprognosen geopfert werden? Bereits bei der Anreise nach Bosco Gurin wird ein erstes Problem offensichtlich: Die Anreise dauert ewig, zuerst durch das Valle Maggia, dann durchs Val di Bosco auf einer engen Strasse, die sich ständig durch immer höhere Schneemauern den Berg bis auf 1500 Meter hinaufwindet. Und dort, wo das Tal endet, geht dann ein kleines Skigebiet auf, eine Handvoll Lifte (2. Problem) mit unspektakulären (Problem 3) und schlecht präparierten (4. Problem) Pisten, die obersten beiden Lifte laufen nicht (5. Problem), Pistenpläne gibt es auch keine mehr ("die sind ausgegangen"), nur die stattliche Anzahl an Leuten und die Unmengen von Schnee passen nicht so richtig zur Kehraus-Stimmung.


Bosco Gurin: Obstacle-Parc

Nach kurzem Aufenthalt und langer Anreise folgt die nächste Bergstrecke - von der Leventina hinauf nach Cari. Die Halbtageskarte kostet hier gleich viel wie die Ganztageskarte in Bosco-Gurin, bei einem Lift weniger und ein paar Höhenmetern mehr und insgesamt etwas breiteren Pisten. Die Analogie zum Partnerort: Auch hier laufen nicht alle Lifte.

Cari - Mittelstation

Der Aufenthalt in Cari fällt insgesamt etwas kürzer aus, wie auch die Reise nach Leontica im Valle Blenio, dem vermeintlichen Highlight des heutigen Tages. Doch auch hier: Nur die Hälfte des Gebiets ist geöffnet. Die Pisten sind kurz, eng und schlecht präpariert. Irgendwie kommt keine rechte Stimmung auf.


Pistensicherung in Nara

Während sich also Carlo Janka über holprige Pisten zum vielumjubelten WM-Titel kämpft tun das Kohorten von Touristen in Tessinern Skigebieten auch - ohne dieselbe Ehrerbietung zu erfahren. Es scheint, als hätten die Orte den Glauben an ihre weitere Existenz aufgegeben, ansonsten lässt sich eine solche Pistenpräparation und Pistenmarkierung nicht erklären. Dabei wären die Vorbilder so nahe - ein Besuch in Italien könnte aufzeigen, was Pistenkomfort und -sicherheit bedeutet. Aber wahrscheinlich werden solche Reisespesen vom Konkursverwalter untersagt. Und hier noch was für ökonomisch Versierte zum hirnen: Ein Einheimischer meinte, dass die Skigebiete Werktags nur einen Teil der Anlagen laufen lassen, da es nur wenig Gäste habe - dies in der Hauptferienzeit und zum vollen Tarif notabene.

Boso Gurin (3): Seggiovia Ritzberg, Scilift Stafla, Scilift Naatscha
Cari (2): Seggiovia I, Seggiovia II
Nara (3): Seggiovia "Cabriolet", Sciovia Lagunc, Sciovia

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