Heute steht
der letzte Skitag an. Zum Abschluss haben wir uns das beste
Skigebiet Südamerikas aufgehoben (so sagten es uns jedenfalls viele, die wir unterwegs auf den Liften trafen) und damit das
beste Skigebiet der Südhemisphäre: Valle Nevado, La Parva und El Colorado. Doch so
einfach ist das nicht mit der Bewertung, denn die drei Gebiete sind zwar mit
offiziellen Interconnections verbunden, doch einen gemeinsamen Skipass gibt es
nicht. Ein Fall für das WCS - World Council of Skitistics: Ein Gebiet oder doch
mehrere?
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Nicht nur wir sind von der Aussicht auf Cerro Altar (5145) und Cerro La Paloma (4908) fasziniert. |
Wir fahren
im Morgenverkehr durch Santiago – eine gute Stunde brauchten wir für die 7 Kilometer von Macul bis zur Costanera-Autobahn
in Downtown, von wo es dann zügiger über die Avenida Kennedy und durch den
Nobelort Las Condes bis an den Fuss der Anden geht. Richtig gut ausgeschildert
ist die Strecke in die Skigebiete nicht, doch wir finden den Einstieg in die
beeindruckende Strasse über rund 2200 Höhenmeter hinauf zu den Gebieten –
vorbei an einer beeindruckenden Filiale der Kettenvermietung, die gleich ein
halbes Duzend Container an den Strassenrand hingestellt hat, doch heute wohl
wenig Umsatz macht. Wir überlegen uns, ob die uns wirklich Ketten aufziehen
würden, wenn wir danach fragen würden – und uns dann 35 Kilometer den Hang
hinaufschleichen lassen. Die Strasse führt über 39 Kehren bis zur Kreuzung in
Farellones, wo wir uns für die Abzweigung nach Valle Nevado entscheiden, die
andere Entscheidung hätte uns nach La Parva oder El Colorado geführt. Kurz vor
der in bester französischer Manier gebauten Station gibt es dann tatsächlich
ein kurzes Stück schneebedeckter Strasse, vom Schnee verweht, und prompt müssen
ein paar Autofahrer Ketten aufziehen – für ca. 150 Meter Weglänge, was für ein
Ärger.
Wir kommen
ohne Probleme an der Talstation an. Es ist ziemlich ruhig hier, der Feiertag
ist vorbei – das heisst, für mich ist es doch ein Kleiner, denn ich kann meine
Mountain Collective-Saisonkarte einsetzen, die ich Ende 2016 für die USA und
Kanada erstanden habe, und die hier gültig ist. I like!
Verglichen mit den zur Vorbereitung verwendeten Pistenplänen (2014) präsentiert sich
das Gebiet ziemlich verändert. So führt eine Gondelbahn vom Parkplatz hinauf
bis zum unbenannten Pistenrestaurant, von dort geht’s weiter mit dem Andes Express (endlich
ein auskuppelbarer Sessellift – den anderen in Südamerika gibt’s in Bariloche,
und den habe ich ja ausgelassen). An der Bergstation eröffnet sich dann ein
atemberaubender Blick in die weit über 4000 Meter hohen Berge, die ihrerseits
wiederum vom 5430 Meter hohen Riesen El Plomo überragt werden. Noch nie bin ich
vor einem höheren Berg Ski gefahren – oder noch nie hab ich mich so klein
gefühlt.... Das Gebiet von Valle Nevado besteht aus zwei Sektoren: Der vordere
Sektor, ein Talkessel am Fuss des durch den erwähnten Andes-Express erschlossenen
Andes-Gipfels, weist an seiner Nordflanke – hin zur Station - eine Handvoll
kleinerer Lifte auf, die sowohl Anfänger- wie auch Rennpisten erschliessen. Der
hintere Sektor in einem offenen Hochtal bietet südseitig vier Lifte mit schönen
Pisten und nordseitig den Tres Puntos Lift auf 3600 Meter hinauf mit
verschiedenen Varianten und tollen Aussichten. Valle Nevado macht grossen Spass
und bietet Skifahren in alpiner Dimension, wenn auch die reine Grösse des
Skigebiets nicht wirklich mit den grossen Destinationen der Nordhalbkugel
vergleichbar ist.
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Das unbenannte Zentrum des Skigebiets an der Bergstation der Gondelbahn. |
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Fotospot Tres Puntas (3670m) |
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Blick zum El Plomo (5430) |
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Racetraining oberhalb der Station |
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Valle Nevado |
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Blick auf die Lifte Mirador und Andes Express (hinten) |
Um die ganzen Dimensionen des Skigebiets zu erleben fahre ich über die unsichtbare Grenze ins Skigebiet von
La Parva, das einen ganz anderen Charakter aufweist. Weite Hänge werden durch
Pomas und Sessellifte erschlossen. Die Aussicht von La Parva geht bis hinunter
nach Santiago und zählt zu den schönsten, die ich je erleben durfte. Das Gebiet
ist noch ruhiger, noch weniger Leute hier. Während Valle Nevado mit seinem
internationalen Renommee von zahlreichen Brasilianischen Skitouristen besucht
wird ist in La Parva spanisch vorherrschend – und englisch: Zum einen aufgrund
der SkirennfahrerInnen aus den USA und Canada, die hier Riesenslalom und
Abfahrt trainiere, zum andern durch einige Freerider- und TelemarkerInnen. Ich
kaufe mir eine Halbtageskarte und beginne mit Liftsammeln. Mir gefällt es in La
Parva sehr gut, einige steile Pisten im unteren Teil und offene Hänge oben
zeugen von einigem Potenzial bei besseren Schneebedingungen. Leider sind die
Lift alle langsam, so dass mir die Zeit davon rennt, was mir jedoch wiederum
entgegen kommt: El Colorado scheint das Gebiet mit den schlechtesten
Schneebedingungen zu sein, zudem sind nur die hinteren Skilifte – die sich sehr
sehr nahe an den Liften von Valle Nevado befinden – spannend, und deshalb
verzichte ich darauf, hier auch noch eine Tageskarte zu kaufen. Dennoch schade,
dass die Betreiber keine gemeinsame Sache machen und einen gemeinsamen Skipass
anbieten. Wären die Gebiete miteinander verbunden wäre es in der Tat das beste
Skigebiet Südamerikas. So aber bin ich mir nicht sicher: Bariloche und Las
Lenas bieten schon auch einiges und vor allem bieten sie mehr Höhenmeter (rund 300).
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Super-Aussicht auf Santiago von der Piste Manantiales |
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Friedliches Restaurant Sal Si Puedes |
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Freeridiges auf der Schattenseite am Fabres |
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Schottisches am Frnciscaño |
Zum
Abschluss fahren mit dem Auto von Valle Nevado noch nach La Parva, wo wir die
Andesqui-Boucle bei schönstem Sonnenschein (und der besseren Aussicht als in
VN) auf einer Terrasse des El Montañes abschliessen. Einmal mehr bei bester
Musik übrigens: Die musikalische Scheibe ist sehr sehr gross, die sich die vielen
musikalischen Schwerverbrecher vor allem im deutschsprachigen Teil der Alpen hier
in Chile abschneiden könnten (aber die haben ja leider das Ohr eh nicht dafür).
Wir hörten ausschliesslich wirklich gute Musik an den Kassen, in den
Bergrestaurants oder in den (Apres Ski-)
Bars.
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Panorama von der Retorno Alto (V. Nevado) |
So endet
die Andesqui-Boucle mit einem wahrlichen Höhepunkt: Wetter, Aussicht und
Skigebiet(e) zusammen waren das Beste dieser zweieinhalb Wochen. We saved the
best for last. Mit ein paar Tagen Abstand werde ich dann Revue passieren lassen
und Fazit schliessen. Jetzt sind die Eindrücke durch Aconcagua, Wüste, Malbec
in Mendoza, Polizeikontrollen in Argentinien, Sturm und Regen, Ceviche und Lomo
a punto, Erdbeben, Vulkane und der Megacity Santiago Metropolitan schlicht noch zu frisch.
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Brasilianische Bremstechnik: Wenn's auf dem Schnee nicht klappt, der Asphalt bremst sicher |
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La Parva |
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Farellones |
Lifte Valle Nevado (12)
Gondelbahn: Gondola
Sessellifte: Andes Express, Embalse, Mirador, Vaiven, Prado
Skilifte: Ballicas, Valle del Inca, Ancla, Tres Puntas, Escondida, Candonga,
Lifte La Parva (11)
Sessellifte: Alpha, Las Aguilas, Fabres, Tortolas
Skilifte: Manzanito, Las Vegas, Enlaces, Parva Chica, Nevada, Piuquenes, Franciscano
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