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Sonntag, 20. August 2017

16.8.2017 Andesqui: Valle Nevado & La Parva or Safe the Best for Last


Heute steht der letzte Skitag an. Zum Abschluss haben wir uns das beste Skigebiet Südamerikas aufgehoben (so sagten es uns jedenfalls viele, die wir unterwegs auf den Liften trafen) und damit das beste Skigebiet der Südhemisphäre: Valle Nevado, La Parva und El Colorado. Doch so einfach ist das nicht mit der Bewertung, denn die drei Gebiete sind zwar mit offiziellen Interconnections verbunden, doch einen gemeinsamen Skipass gibt es nicht. Ein Fall für das WCS - World Council of Skitistics: Ein Gebiet oder doch mehrere?

Nicht nur wir sind von der Aussicht auf Cerro Altar (5145) und Cerro La Paloma (4908) fasziniert.
Wir fahren im Morgenverkehr durch Santiago – eine gute Stunde brauchten wir für die 7 Kilometer von Macul bis zur Costanera-Autobahn in Downtown, von wo es dann zügiger über die Avenida Kennedy und durch den Nobelort Las Condes bis an den Fuss der Anden geht. Richtig gut ausgeschildert ist die Strecke in die Skigebiete nicht, doch wir finden den Einstieg in die beeindruckende Strasse über rund 2200 Höhenmeter hinauf zu den Gebieten – vorbei an einer beeindruckenden Filiale der Kettenvermietung, die gleich ein halbes Duzend Container an den Strassenrand hingestellt hat, doch heute wohl wenig Umsatz macht. Wir überlegen uns, ob die uns wirklich Ketten aufziehen würden, wenn wir danach fragen würden – und uns dann 35 Kilometer den Hang hinaufschleichen lassen. Die Strasse führt über 39 Kehren bis zur Kreuzung in Farellones, wo wir uns für die Abzweigung nach Valle Nevado entscheiden, die andere Entscheidung hätte uns nach La Parva oder El Colorado geführt. Kurz vor der in bester französischer Manier gebauten Station gibt es dann tatsächlich ein kurzes Stück schneebedeckter Strasse, vom Schnee verweht, und prompt müssen ein paar Autofahrer Ketten aufziehen – für ca. 150 Meter Weglänge, was für ein Ärger.

Wir kommen ohne Probleme an der Talstation an. Es ist ziemlich ruhig hier, der Feiertag ist vorbei – das heisst, für mich ist es doch ein Kleiner, denn ich kann meine Mountain Collective-Saisonkarte einsetzen, die ich Ende 2016 für die USA und Kanada erstanden habe, und die hier gültig ist. I like!

Verglichen mit den zur Vorbereitung verwendeten Pistenplänen (2014) präsentiert sich das Gebiet ziemlich verändert. So führt eine Gondelbahn vom Parkplatz hinauf bis zum unbenannten Pistenrestaurant, von dort geht’s weiter mit dem Andes Express (endlich ein auskuppelbarer Sessellift – den anderen in Südamerika gibt’s in Bariloche, und den habe ich ja ausgelassen). An der Bergstation eröffnet sich dann ein atemberaubender Blick in die weit über 4000 Meter hohen Berge, die ihrerseits wiederum vom 5430 Meter hohen Riesen El Plomo überragt werden. Noch nie bin ich vor einem höheren Berg Ski gefahren – oder noch nie hab ich mich so klein gefühlt.... Das Gebiet von Valle Nevado besteht aus zwei Sektoren: Der vordere Sektor, ein Talkessel am Fuss des durch den erwähnten Andes-Express erschlossenen Andes-Gipfels, weist an seiner Nordflanke – hin zur Station - eine Handvoll kleinerer Lifte auf, die sowohl Anfänger- wie auch Rennpisten erschliessen. Der hintere Sektor in einem offenen Hochtal bietet südseitig vier Lifte mit schönen Pisten und nordseitig den Tres Puntos Lift auf 3600 Meter hinauf mit verschiedenen Varianten und tollen Aussichten. Valle Nevado macht grossen Spass und bietet Skifahren in alpiner Dimension, wenn auch die reine Grösse des Skigebiets nicht wirklich mit den grossen Destinationen der Nordhalbkugel vergleichbar ist.


Das unbenannte Zentrum des Skigebiets an der Bergstation der Gondelbahn.
Fotospot Tres Puntas (3670m)
Blick zum El Plomo (5430)
Racetraining oberhalb der Station
Valle Nevado
Blick auf die Lifte Mirador und Andes Express (hinten)
Um die ganzen Dimensionen des Skigebiets zu erleben fahre ich über die unsichtbare Grenze ins Skigebiet von La Parva, das einen ganz anderen Charakter aufweist. Weite Hänge werden durch Pomas und Sessellifte erschlossen. Die Aussicht von La Parva geht bis hinunter nach Santiago und zählt zu den schönsten, die ich je erleben durfte. Das Gebiet ist noch ruhiger, noch weniger Leute hier. Während Valle Nevado mit seinem internationalen Renommee von zahlreichen Brasilianischen Skitouristen besucht wird ist in La Parva spanisch vorherrschend – und englisch: Zum einen aufgrund der SkirennfahrerInnen aus den USA und Canada, die hier Riesenslalom und Abfahrt trainiere, zum andern durch einige Freerider- und TelemarkerInnen. Ich kaufe mir eine Halbtageskarte und beginne mit Liftsammeln. Mir gefällt es in La Parva sehr gut, einige steile Pisten im unteren Teil und offene Hänge oben zeugen von einigem Potenzial bei besseren Schneebedingungen. Leider sind die Lift alle langsam, so dass mir die Zeit davon rennt, was mir jedoch wiederum entgegen kommt: El Colorado scheint das Gebiet mit den schlechtesten Schneebedingungen zu sein, zudem sind nur die hinteren Skilifte – die sich sehr sehr nahe an den Liften von Valle Nevado befinden – spannend, und deshalb verzichte ich darauf, hier auch noch eine Tageskarte zu kaufen. Dennoch schade, dass die Betreiber keine gemeinsame Sache machen und einen gemeinsamen Skipass anbieten. Wären die Gebiete miteinander verbunden wäre es in der Tat das beste Skigebiet Südamerikas. So aber bin ich mir nicht sicher: Bariloche und Las Lenas bieten schon auch einiges und vor allem bieten sie mehr Höhenmeter (rund 300).
Super-Aussicht auf Santiago von der Piste Manantiales
Friedliches Restaurant Sal Si Puedes
Freeridiges auf der Schattenseite am Fabres
Schottisches am Frnciscaño
Zum Abschluss fahren mit dem Auto von Valle Nevado noch nach La Parva, wo wir die Andesqui-Boucle bei schönstem Sonnenschein (und der besseren Aussicht als in VN) auf einer Terrasse des El Montañes abschliessen. Einmal mehr bei bester Musik übrigens: Die musikalische Scheibe ist sehr sehr gross, die sich die vielen musikalischen Schwerverbrecher vor allem im deutschsprachigen Teil der Alpen hier in Chile abschneiden könnten (aber die haben ja leider das Ohr eh nicht dafür). Wir hörten ausschliesslich wirklich gute Musik an den Kassen, in den Bergrestaurants oder in den (Apres  Ski-) Bars.

Panorama von der Retorno Alto (V. Nevado)
So endet die Andesqui-Boucle mit einem wahrlichen Höhepunkt: Wetter, Aussicht und Skigebiet(e) zusammen waren das Beste dieser zweieinhalb Wochen. We saved the best for last. Mit ein paar Tagen Abstand werde ich dann Revue passieren lassen und Fazit schliessen. Jetzt sind die Eindrücke durch Aconcagua, Wüste, Malbec in Mendoza, Polizeikontrollen in Argentinien, Sturm und Regen, Ceviche und Lomo a punto, Erdbeben, Vulkane und der Megacity Santiago Metropolitan schlicht noch zu frisch.

Brasilianische Bremstechnik: Wenn's auf dem Schnee nicht klappt, der Asphalt bremst sicher
La Parva
Farellones
Lifte Valle Nevado (12)
Gondelbahn: Gondola
Sessellifte: Andes Express, Embalse, Mirador, Vaiven, Prado
Skilifte: Ballicas, Valle del Inca, Ancla, Tres Puntas, Escondida, Candonga,

Lifte La Parva (11)
Sessellifte: Alpha, Las Aguilas, Fabres, Tortolas
Skilifte: Manzanito, Las Vegas, Enlaces, Parva Chica, Nevada, Piuquenes, Franciscano 

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