Haute Maurienne von unten (Termignon)und von oben (Bonneville-Sur-Arc)
Die eigentliche Petite Boucle beginnt in St. Michel de Maurienne - 4 Jahre nach den Tagen im Bruderort St. Jean de Mne. Wie ich mit Schrecken feststellen musste gibt es in diesem grössten Tal der französischen Alpen (korrekterweise müsste man vom Arc-Tal schreiben) weitaus mehr Ski zu fahren als in den bisher besuchten Skigebieten
Valloire,
Sybelles,
St. Francois Longchamp und Trois Vallées (Zugang von Orelle aus).
Tja, und so ist die Helmwerbung eines französischen Skirennfahrers schuld daran, dass die Petite Boucle 2010 die Maurienne zum Schwerpunkt hat.
Sie sind alle ein wenig grau die Orte hier (Lanslebourg)
Val Cenis
Das stand auf dem Helm von Pierre Emanuel Dalcin im letzten Jahr, als er noch Rennen fuhr. Da mir dieser Name nichts sagte schaute ich im www nach – und war geschockt: Da gibt es doch tatsächlich ein grosses Gebiet, das ich nicht kannte. Heute endlich kann ich diesen Mangel beheben. Nach gut 40 Minuten Fahrt – u.a. durch eine weitere dieser grauen französischen Alpenstädte Modane (ähnlich grau sind Barcelonette, Ugine) aber auch vorbei an der beeindruckenden Alpenfestung Barriere d'Esseillon (link) ist das Ziel erreicht: Lanslevillard, einer der Villages des Gebiets. Nach einer kleinen Irrung was die Art des Skipasses angeht (*) besteige ich die Gondel – eine weitere wie-könnte-es-anders-sein-360°-Poma-Gondel – hinauf um einen ersten Überblick zu gewinnen: Ein weitverzweiges Netzwerk von Liften und Pisten zieht sich die nordseitigen Hängen unterhalb der Pointe de Ronce (3611) und Pointe du Lamet (3504) zum zweiten Ort Lanslebourg hinüber – und dort startet der Verbindungslift zum Gebiet nach Termignon. Den nehme ich auch gleich, es hat sich bewährt grössere Gebiete „von hinten her abzuschliessen“.
Blick vom Plan Cardinal über die Hänge des Gebiets in Richtung Termignon
Die Talabfahrt nach Termignon, die Piste Bois des Coqs, bietet auch gleich einen ersten Leckerbissen mit rund 600 Höhenmetern, breiten und frisch gewalzten Pisten, äusserst griffigem gepressten Powder (ein Oxymoron, aber welchen Begriff gibt es für gewalzten Pulverschnee? Hartschnee ist es nicht...) und - mit Ausnahme einer Skiklasse mit 5 Leuten - keiner Menschenseele. Die oberen Lifte können mit Ausnahme der Grande Combe nicht mithalten, so dass der Wechsel zurück angebracht erscheint. Über einen laaaangen Ziehweg, auf dem mich ein spannendes Wettrennen zwischen Hund und Frauchen (heisst doch so, oder?) auf Ski unterhält, gehts zurück nach Lanslebourg. Von dort hinauf zu den Pisten am Col de Cenis, einen der einst wichtigsten Alpenpässe zur West-Ost-Querung, über den auch Heinrich VII. auf seinem Plauasch nach
Canossa zog. Auch mir bläst dort ein eisiger Wind entgegen, aber ganz so schlimm wie beim Heinrich ists dann doch nicht. Ich quere den Berghang auf der Suche nach noch nicht befahrenen Liften auf Pisten, die oben eher steil und unten dann ziemlich flach sind. Wenn ich im nachhinein jedoch lese, dass sich das Gebiet dadurch auszeichnet, dass "grüne Pisten vom Gipfel bis zum Tal auch Anfängern das Erlebnis von Talabfahrten ermöglichen" wird mir klar, weshalb sich so viele Anfänger an den Hängen abmühen, die zwar grün bezeichnet sind, im oberen Teil aber mindestens roten Charakter haben. Marketing. Nach einigen wirklich grünen Abfahrten schaffe ich es auf den Sessellift Plan Cardinal ans andere Ende des Gebiets, und auf den Sessellift Met – mit 2800 müm den höchsten im Gebiet, von wo ich die letzte Abfahrt über 1400 Höhenmeter unter die Bretter nehme. Dank einigen geschlossenen Liften schaffe ich es, einigermasssen bei Zeiten ins Auto zu steigen und auf dem Weg nach Bonneval-Sur-Arc ein Kurzfazit zu ziehen: Eine gute Handvoll toller Abfahrten (das sind alle die nicht-grünen) bietet das Gebiet ja schon, vor allem dort, wo die Pisten durch den Wald führen. Oberhalb der Waldgrenze hingegen sind die Abfahrten oft schmal, eckig und sehr stark coupiert, zudem nicht künstlich beschneit, was sich bei der aktuellen Schneelage besonders auswirkt. Ein gutes Gebiet, ohne Zweifel, nur über das exakte Rating muss ich noch einmal schlafen. 5? oder doch nur 4? Oder 4 und unter Beobachtung? We'll see.
Lifte (22)
Gondelbahnen: Vieux Moulin, Val Cenis le Haut
Sessellifte: Turra, Sources, Girarde, Roches Blanches, Ramasse, Arcellins II, Pont des Chevres, Clot, St Genix, Arcelle, Plan Cardinal, Solert, Met
Skilifte: Marmottons, Tannes, Lac, Grand Coin, Madeleine, Mont Cenis, St. Pierre
Bonneval-Sur-Arc
Ich bin auf den bisher gefahrenen 3 Boucles immer einen 4x4 gefahren, ohne mit den Reifen auch nur 1x ernsthaft Schnee berührt zu haben (ok, nach La Plagne hinauf hatte es Schnee, doch dort hätte man auch ein tieferes Resort anfahren können ohne den 4x4 einschalten zu müssen). Der Verzicht auf ein solches Gefährt für diese Boucle lag deshalb auf der Hand. Und nun liegt diese schöne weisse Strasse vor mir und noch rund 15 Kilometer bis nach Bonneval-Sur-Arc, zuhinderst in der Haute Maurienne am Fuss des höchsten Alpenpasses gelegen und sowas von am Ende der Welt wie es vielleicht in Alaska ein Ende gibt, aber wohl kaum sonstwo in Europa. Der 240-Seelenort wird umgeben von Dutzenden von über 3500 Meter hohen Gipfeln und besitzt ein kleines Skigebiet unterhalb der Gletscherabbrüche des Albaron (3627) mit einem Sessellift bis 3000 Meter an der Nordwestflanke der Pointe d'Andagne (3217), von wo das Panorama linksbegrenzt durch die Barre des Ecins (4102) bis rechtsbegrenzt durch den Gran Paradiso (4061) schweift.
Glisser sous le glacier (Albaron)
Aufgrund der Schneelage sind die schwarzen Pisten geschlossen, doch auch die roten (Aiglon und Epervier) und blauen (Faucon und Polo Boniface – wer kreiert diese Namen?) haben es hier in sich. Noch weit mehr als die Abfahrten fasziniert die Ambience, die diesen Last Frontier-Outpost umgibt und die Bergwelt, die sich hier unendlich weit zu erstrecken scheint. Hier scheint die Alpenwelt in Ordnung zu sein.
Lifte (7)
Sessellifte: Du Vallonnet, d'Andagne, des 3000
Skilifte: des Lac, du Moulinet, de Chalencon, de la Barme
(*) Eigentlich gibt es einen Skipass für die ganze Maurienne (Maurienne sans frontier) - aber nur eigentlich. Denn bei näherem Betrachten entpuppt sich das Ganze als derart kompliziert (man muss 5 verschiedene Orte besuchen, die Tageskarten auf einem Pass abstempeln lassen und erhält dann nach dem 5. Ort das Geld zurück und zusätzlich brauchts noch ein Foto), dass man sich fragen muss, wie ernst das Angebot gemeint ist. Bin auf die Nachbesserungen hier gespannt.
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